Wie aus einem soliden Heinkel Tourist 103 A2 ein Traum-Gespann wurde

Eine Deutsch – Tschechische Verbindung. Vereinigt in einer Garage in Heinkelbrück in der Zeit von Dezember 2015 bis März 2016. Wie aus einem soliden Heinkel Tourist 103 A2 ein Traum-Gespann wurde!!

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Dieser Spruch passt auch auf die folgende Geschichte. Eine gestraffte Dokumentation über den Arbeitsaufwand, mit Fotos anschaulich dargestellt. von Johannes Bo. (HCD 7135) –Heinkelfreunde Kiel und drumrum-

Vorwort:

Was würde vielleicht der Tourist A2 von Johannes sagen, wenn er denn könnte: „Was hat er mir nur angespannt“? Da hat sich mein Herr getraut und mich, einen Tourist 103 A2 (Deutsch, Bj.1960) mit einem Velorex, Typ 560 (Tschechisch, Bj. 1964) auf ewig verbunden. In seiner Garagenwerkstatt in „Heinkelbrück“, von Dezember 2015 bis März 2016; mit Geduld und festem Plan, wie was werden und später aussehen soll. WARUM? Weil ich danach nicht nur außergewöhnlich gut aussehe sondern weil für meinen Herrn das Gespann fahren mit dem Heinkel auch etwas ganz besonderes ist.

So nun schreibt Johannes weiter:

Die Heinkelfreunde, die mich kennen, erinnern sich an das A2 Gespann (2012 – 2014) mit der gewöhnungsbedürftigen Farbe (Türkis).

WS 2016 Umbau Gespann_1

Dieses hatte ich schweren Herzens verkauft und den Erlös in einen Oldtimer mit 4 Rädern investiert. Es hatte den gleichen Bautyp des Beiwagens (Velorex 560) mit dem gleichen Rahmen und einer angebauten Vorderradnabe nebst Felge von Heinkel und einen Reifen 4.40x10 von der Kabine. Eine Bremsanlage am BW gab es nicht. Was mir an diesem Teil so gefiel war die Form des Bootes, welches augenscheinlich mit der Form des A2 gut zusammen harmonierte. So wusste ich was wie werden könnte, wenn denn ein solches Teil zu bekommen wäre.

Diese Bauart war mir wohl bekannt und so diente mir dieses Bild als grobes Baumuster. Es galt nur die Spurbreite zu erweitern, damit ein Sozius auch seinen Fuß auf das Trittbrett bekommt. Das war bei diesem BW eine Fehlkonstruktion.  

Die Entscheidung das Ding anzugehen kam dann recht spontan, als im Internet genau das angeboten wurde was ich suchte. In einem Top Zustand (JAWA-rot lackiert) und für einen Preis, der mich nicht lange überlegen ließ.

Im Preis war sogar der Transport (Polnische Grenze) bis vor meine Garage  enthalten. Die wichtigste Frage war die Länge und der Durchmesser der Achsnabe (15mm), denn darauf passt genau die Vorderradnabe des Tourist.

Jetzt kommt das Heinkel-Teilelager vom Heinkelfreund Gundolf J. ins Spiel! Von ihm habe ich eine gute komplette Vorderradnabe einschließlich Bremse, Blinker von der Heinkelkabine und weitere Kleinteile geordert.
Über das Internet bestellt, bekam ich aus Tschechien (JAWA-Markt) einen Bremsbowdenzug (lang), weil ich den Beiwagen über den Fußbremshebel des Rollers mit abbremsen wollte. Das war meine Vorstellung.
Wie diese beiden Bremsseile (Rollerbremse hinten und Beiwagen) am Fußbremshebel gekoppelt werden könnten; da habe ich mir etwas länger Gedanken machen müssen.

Die dunkle JAWA-Farbe des Bootes und des Kotflügels passte farblich nicht zu meinem Zugfahrzeug! Die Farbe des Rahmens konnte bleiben.
Hier half mir die Autolackiererei Wehner in Kappeln/Sandbeck. Ein prima Preis und gute Arbeit, wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann.
Als die lackierten Teile komplettiert waren, hatte ich das gute Gefühl, dass das was wird.

In der Bauphase zwei kommen die Gespannbaupläne von Motor-Glaser aus Waldstetten ins Spiel, aus denen ich die Abmessungen für den Gespannbau entnehmen konnte.

Wer baut mir die technische Verbindung zw. Rollerrahmen und Bootrahmen und wie kann diese aussehen? Das war eigentlich die wichtigste Frage. Der TÜV hat da ja seine Bestimmungen.
Ein Redakteur der „Zeitschrift Gespannbau“ hatte tel. den Tipp für mich parat, der sich im nach hinein als Top Adresse erwies. Klein aber fein die Firma „Roadrunner“ im Gewerbegebiet von Süderbrarup, also ganz in meiner Nähe. (www.roadrunner-motorradgespanne.de) Ein Anruf genügte und Armin Plaumann kam mit seiner Mitarbeiterin Ilka bei mir zu Hause vorbei.
Roller und Rahmen des Gespannes waren nach den Glaser-Daten ausgerichtet (siehe unten).
Für den Gespannbauer Armin waren alle techn. Daten und Maße schriftlich und bildlich vorbereitet.

Die Entscheidung nach Begutachtung ergab: Dreipunkt-Befestigung, ggf. mit Neigungsstütze, wenn erforderlich (siehe spätere Fotos). Dabei sollte eine Verbindung geschaffen werden, die eine Verstellung der eingestellten Vorspur verhindert. Dafür hatte ich mir extra eine hölzerne Spurschablone gebaut, darauf wurden beide Fahrzeugteile fest ausgerichtet.

WS 2016 Umbau Gespann_16

Technische Daten für das BW-Fahrwerk

  Glaserwerte Istwerte
Spurbreite 1060 mm 1090 mm
Vorspur 20 mm 20 mm
Vorlauf BW-Rad 230 mm 230 mm
Bodenfreiheit 150 mm 150 mm
Rollerneigung/BW 4 Grad 4 Grad
     
Durchmesser Hauptrahmenrohr   60mm
Durchmesser Hauptständeraufnahme   27mm
Durchmesser Rahmenausläufer Höhe Motorlager   36mm

 

Befestigungspunkte am Rahmen des Heinkel Tourist 103 A2: Dreipunktauflage

WS 2016 Umbau Gespann_20

(Punkt 1 bis 3 waagerecht – 4 senkrecht)

1) Rohrverbindung (27 mm) von der Hauptständerhalterung des Rollers zur Klemmrohrverbindung des BW (30 mm)

2) Klemmschelle am Hauptrahmenrohr (60 mm) des Rollers mit Rohrverbindung (30 mm) zum  Rahmen des BW, dann Klemmschelle, Höhe Typenschild BW

3) Klemmschelle am hinteren rechten Rahmenrohr (36 mm) mit Rohrverbindung (Gewindeanschluss) zum Rechteckrahmen (Bx30mm, H40 mm) des BW Höhe 12 mm Anschlusses.

4) Stützrohr (aus rechtem Sturzbügel gefertigt) vom Beinschild des Rollers zum Vorderrahmen des BW

 

Übersetzung der Beiwagendaten gem. Typenschild:

Tschechisch   Deutsch
VYROBCE: VELOREX Typ 560 Hersteller
Nahavlastni 70 kg Leergewicht   
Uzitkove zatizeni 105 kg Nutzlast
Cistoprivesu 125087 FIN (Rahmennummer)
Rokvyroby 1964 (Baujahr)

Rahmenstärke: B: 30 mm, H: 40 mm

 

Weitere technische Daten:

  1. Radnabe: abweichend vom JAWA-Original  (siehe erste Fotos)
  2. Vorderradnabe vom Heinkel Tourist 103 A1/A2 (mit Bremsanlage)
  3. Bremse über JAWA-Bremsseil, gekoppelt mit der Fußbremse des Zugfahrzeugs
  4. Achse der Radnabe: 15 mm Stärke, Länge: 125 mm
  5. Bereifung: 4.40x10 auf Tiefbettfelge 2.50x10 (Heinkel-Kabine)
  6. Länge (GFK Boot):   1900 mm,       Sitzbreite: 400 x 450 mm

 

Elektrische Anlage:

  1. Positionslicht und Blinker am BW-Kotflügel vorn rechts,
  2. Rücklicht und Blinker am Kotflügel hinten rechts (kein Bremslicht),
  3. dafür Zusatzstand- und Bremslicht am oberen Heck des Zugfahrzeugs
  4. Besonderheiten: Plexi-Windschild (dreifach befestigt)

 

Weiter geht`s

Wenige Tage nur und die vorgefertigten Klemmschellen wurden probehalber angebaut, die Verbindungsrohre ausgerichtet und mit Schweißpunkten geheftet.
Wieder demontiert und von Ilka fachmännisch geschweißt. Nach erneuter Anprobe (alles passte exakt) wieder demontiert und später pulverbeschichtet.
Die Aufregung bei mir war groß, als die fertigen Teile den Roller mit dem BW-Fahrwerk verbunden haben. Der Einstellung der Vorspur und Rollerneigung galt dabei mein Augenmerk.

Zwei Veränderungen waren nun noch erforderlich!

1) Das Fahrverhalten bzgl. der Lenkung

Ein Lenkungsdämpfer sollte eingebaut werden. Den Reibungsdämpfer vom Club habe ich bei der Entscheidung außer Acht gelassen, als ich dank Gundolf von einem elektronischen Dämpfer von Franz Atzinger aus Bayern Kenntnis erhielt.
Anruf, Mailkontakt und schon kam das Teil. Dieses „Ding“ war schnell eingebaut (Foto 22) und ist empfehlenswert, weil mittlerweile von mir ausgiebig getestet.

2) Motor und Übersetzung

Nach Rücksprache mit meinem Freund Klaus wurde der Motor ausgebaut und von ihm einer Gesamtrevision unterzogen, dabei die Gespannübersetzung eingebaut!
Der Motor sollte sich bei den 70 Kg des BW (mit Zusatzgewicht 15Kg) und meinem Gewicht nicht quälen müssen.
Wenn schon denn schon, wenn es denn gut werden soll. Und es wurde gut!

 Während Klaus mit dem Motor zu Gange war, wurde in meiner Garage mit der Montage aller anderen Teile begonnen. Nach langer Testphase konnte ich einen „Adapter“ fertigen, der durch die Bremshebelbuchse passte und beide Bremsseile gleichmäßig aufnahm (mein Patent). Es kam hier vor allem auf die gleichmäßige Einstellung der Bremsseile an.
Beide, der Gespannbauer, als auch der TÜV-Ingenieur haben meine Konstruktion als gut befunden.
Jeder Tag brachte mehr Freude, weil alles zu einer Einheit zusammen wuchs. Selten habe ich mit so viel Spannung einen Motor eingebaut (mit Klaus natürlich), dem ich hier von Herzen Danke sage.
Dann kam der Tag, als „Jumbo“, so hatte ich das Gespann mittlerweile getauft, das Licht vor der Garage erblickte. Was für ein Bild! Jumbo, das hat etwas mit dem kl. Elefanten/Talisman auf meinem Lenker zu tun-

Den Motor gestartet und erste kurze Probefahrt. Brauchte wohl kein Fahrlicht, so habe ich vermutlich gestrahlt vor Freude!

Nun zum guten Schluss:

Das Gespann nach Süderbrarup zum Gespannbauer Armin gebracht, damit dort für den TÜV und die Eintragung in die Fahrzeugpapiere ein Zertifikat ausgestellt werden konnte. Armin`s Probefahrt dauerte ziemlich lange. Aussage: „So ein Teil zu fahren kommt selten vor“.
Dann TÜV Abnahme (ohne Probleme), auch die Eintragung in die Fahrzeugpapiere bei der Zulassungsstelle verlief reibungslos.
Letzte Maßnahme war die Weitergabe aller Fahrzeugdaten an die KFZ-Versicherung wegen der Abänderung der Teilkasko.
Mittlerweile wurde ein Wertgutachten gefertigt, welches die Note 2 ergab. Wegen der Besonderheit der Zusammensetzung und des Zustandes dieses Gespannes hat mich der Wert doch positiv überrascht.
Fragt mich nicht nach den Ausgaben; über die wird keine Auskunft erteilt! Die Zeit für den Umbau wird nicht addiert, weil: “Gut Ding will Weile haben“!

Die beigefügten Fotos spiegeln grob den Umbauverlauf wieder.

 

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